MaRia ist überall dabei



MaRia und Hans-Jürgen Wertens sah ich das erste Mal in der Cafeteria des Memory Centers in Neuss. Beide mit schneeweißem Haar, Händchen haltend. MaRia sang und tanzte durch die Flure, verteilte Küsse und Umarmungen und fragte immer wieder: „Jürgenchen, es wird doch alles gut, oder?“ 

Jürgenchen ist kein Jürgenchen! Er ist mehr ein Löwe, der seine Frau der Demenz nicht stillschweigend überlassen will. Stattdessen kämpft er. MaRia ist überall dabei; MaRia lernt singen, MaRia geht in eine Kunstwerkstatt. MaRia ist mit Liebe umgeben, mit Liebe und Geduld. Er mag die Demenz nicht verstecken, er möchte, dass hingeschaut wird. Und er möchte, dass gesehen wird, was aufrichtige Zuneigung bewirken kann. 

Ich komme zu Besuch und bleibe zwei ganze Tage: Ich lerne eine sanfte Armee von Menschen kennen, die MaRia um sich hat: Familie, Freunde, Hilfen (die liebevoll „Engel“ genannt werden). Und ich fotografiere; koche, flechte MaRia die Haare, singe mit, begleite. Und versinke in MaRias Umarmungen, wenn sie sich auf meinen Schoß setzt. Hans-Jürgen zeigt mir Filmaufnahmen, die eine starke, talentierte und witzige Frau zeigen. Diese Frau ist immer noch da. Und ich hoffe, ich konnte sie in meinen Bildern für einen Augenblick sichtbar machen.
 

Fotografin: Ingrid Hagenhenrich, Münster
 

Das Foto wurde prämiert im Rahmen des Desideria Care Preis Fotografie 2022 "Demenz neu sehen"



Mehr erfahren

 

> Zurück zur Übersicht